Es gibt nichts Schöneres, als mir jeden Tag vorzustellen, was ich alles machen kann und welche Möglichkeiten ich habe. In Gedanken habe ich schon fünf Bücher und 100 Blogbeiträge geschrieben und Seminare zu den unterschiedlichsten Themen gegeben. Ich habe Vorträge gehalten und viele Menschen erreicht. Ich sang und erstellte wirklich viele witzige YouTube Clips mit meiner besten Freundin.
Wer kennt das nicht?
Wir träumen uns den Alltag schön mit all dem was wir erreichen können und allein die Vorstellung davon bezaubert und bereichert uns so sehr, dass wir überhaupt nicht daran denken, etwas umzusetzen. Tiefe Erfüllung und die Beruhigung, dass es irgendwann einmal so sein wird, lassen uns weiter träumen und nur das Nötigste tun.
Wo ist das Problem?
Immer wieder sprechen alle davon, dass es gut ist zu träumen. Das sehe ich genauso. Träumen ist tiefgreifend und inspirierend. Es eröffnet dir einen positiven Raum und lässt dich in deiner Welt kraftvoll werden. Es sind Träume oder du lebst in einer Welt intensiver Vorstellung. Wenn du damit glücklich bist, ist alles in Ordnung. Wenn dein Leben sich trotzdem gut anfühlt und du in deinem Sein erfüllt bist, dann träume weiter.
Und dann kommt aber vielleicht eines Tages die Frage auf: Wo sind die letzten 20 Jahre geblieben? Ich wollte doch so viel machen. Plötzlich bist du enttäuscht von dir selbst. Ich meine wirklich, die Täuschung der Vorstellung wird sichtbar und fühlbar. Nun merkst du, wie sehr du in Wahrheit leidest. Mit einem Leiden schwebt es sich nicht mehr so angenehm über den Wolken.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Bewusstwerdung.
Wenn du dir ehrlich und schonungslos erlaubst zu erkennen, dass du in der Vorstellung lebst und wie sehr dich dies in deinem Tun behindert, wirst du klarer und es kann dir leichter fallen, die nächsten Schritte zu gehen.
Mögliche Ursachen für ein Leben in der Vorstellung
Es gibt verschiedene mögliche Ursachen und es ist nötig, diese individuell zu sehen. Ein mangelnder Selbstwert und fehlende Selbstliebe können ursächlich sein, wie auch eine ausgeprägte Introversion, Hochsensitivität oder eine Scanner-Persönlichkeit.
Starke Selbstzweifel und ständige Beschäftigung mit der Wirkung auf die Außenwelt können sehr hinderlich sein. Eigene Ängste oder innerliche Verunsicherung sind nur einige der Ursachen, die ich jetzt genannt habe.
Weshalb schreibe ich heute diesen Artikel
Vor vielen Jahren erlebte ich ein spirituelles Erwachen oder eine "Rückkopplung an meinen Ursprung", wie ich es inzwischen nenne. Es gibt ungelebte Fähigkeiten in mir und ich behindere mich, damit öffentlich zu werden. Mir ist bewusst geworden, wie sehr ich innerlich unter meinem immer wieder aktiven Rückzug leide. Ich habe es sehr schwer gehabt, mich als einen spirituellen Menschen, der tatsächlich auch etwas in anderen Menschen bewegen kann, anzunehmen. Ich wollte zurück in die sogenannte Normalität - doch dabei stehen mir meine Fähigkeiten im Weg. Viele Menschen würden sich freuen, wenn sie nur einen Bruchteil von dem erleben könnten, was ich erlebt habe und ich weiß schon lange, dass ich Räume in anderen Menschen, so sie dies möchten, öffnen kann.
Mir ist klar geworden, dass ich mit diesem Leiden nicht mehr leben kann und möchte. Deshalb habe ich mich heute einfach hingesetzt und geschrieben. Damit geht es mir gleich ein bisschen besser.
Vielen Dank für das Lesen des Beitrages
Herzlichst
Anett
Datum der Erstveröffentlichung: 27. Februar 2016
Datum des letzten Edits: 08. März 2023